Gegen 11:00h morgens dachte ich noch, das wird heute nichts. Wolkenuntergrenze 300ft, Nieselregen und keine Sonne. Das Schulflugzeug C42Kurz vor Mittag wendete sich das Blatt und es wurde immer besser mit dem Wetter. Letztendlich waren keine Wolken mehr vorhanden und der Himmel zeigte sein blau von der besten Seite.

Aber der Schein trügt. Es war äußerst ungemütlich und böig als wir vorerst zu einigen Platzrunden starten, um in der Luft zu entscheiden, ob wir den eigentlich geplanten Streckenflug zu den beiden kontrollierten Flugplätzen Kassel-Calden (EDVK) und Paderborn-Lippstadt (EDLP) wirklich durchführen sollen. Nach der dritten sehr harten Landung in EDLO haben wir uns für den Streckenflug entschieden.

Es ging also vorerst nach Kassel. Ein Flugplatz mit einer relativ breiten und langen Piste. Wenn man gut 1500m Asphalt vor sich hat, kann man sich gar nicht entscheiden wo man landen soll. Als wir über Funk erfuhren, dass wir nach der Landung über Bravo zum Vorfeld rollen sollen, sind wir auch bis etwa 100m vor den Abroller Bravo, etwa in der Mitte der Piste 22 geflogen um diese nicht zu lange zu blockieren.

Final Approach in Paderborn LippstadtNach einem Kaffee und dem Zahlen der Landegebühren ging es weiter nach EDLP. Von hier aus bin ich bisher immer nur mit einer Boeing 737-800 NG in den Urlaub geflogen und nun fliegt man den Platz selber mit einer kleinen C42 an ;) Die Piste 24 in Paderborn ist etwa doppelt so lang wie die 22 in Kassel. Ich glaube wenn der Wind richtig steht und stark weht, könnte man mit einem UL auch über die Breite der Piste starten. Wirklich beeindruckend und im Vergleich zu EDLO (ca. 520m) einfach nur groß. Das Bild zeigt den Endanflug der Piste 24 in Paderborn Lippstadt.

Interessant ist, dass man in EDLP erstmal komplett durchleuchtet wird bevor man nach einem Kaffee zurück zu seinem Flieger auf das Vorfeld darf. Die Landegebühren müssen natürlich auch hier beglichen werden. Als Flugschüler bekommt man aber Rabatt und zahlt die Summe von 666 Cent ;)

Der Rückflug nach EDLO war sehr entspannt. Etliche Kilometer Sicht, viel weniger Wind und vor allem viel Sonne. Die Landung in EDLO haben wir mit stehendem Triebwerk als Notlandeübung durchgeführt. Dafür sind wir auf etwa 3000ft MSL gestiegen und haben über Schloß Holte den Motor ausgeschaltet um letztendlich aus dem kurzen rechten Gegenanflug direkt auf die Piste 22 zu drehen. Alles in allem ein super Flugtag, welcher zwar mit harten Landungen anfing, aber wie immer mit reichlich neuen Erfahrungen endete.

Am Freitag war es wieder so weit. Das Wetter war immernoch schlecht, zwar trocken, jedoch wurden bis zu 50kt Wind gemeldet. Eine turbulente Flugstunde stand also wieder bevor.
Da der Wind wirklich nicht ohne war, haben wir an diesem Freitag das Treffen mit einer Theoriestunde eingeleitet. Technik stand diesmal auf dem Lehrplan. Ein Fach, welches gegenüber dem Luftrecht durchaus interessant und wesentlich logischer ist. Jedoch geht einem werdenden Piloten das reale Fliegen natürlich nicht aus dem Kopf, zumal ich darauf schon wieder eine Woche gewartet habe und hinsichtlich dessen sogar täglich das Wetter beobachtete.
Nach der Theoriestunde haben wir uns dazu entschieden ein paar Rollübungen durchzuführen. Also wurde schnell das Flugzeug aus dem Hangar geholt, ich habe den Vorflugcheck durchgeführt und wir waren startklar. Da wir neugierig auf das Wetter waren, starteten wir zunächst kurz zu einer Platzrunde auf der 22 in Richtung süd-west. Es war zwar sehr holperig, aber fliegbar. Trotzdem mussten die geplanten Rollübungen durchgeführt werden.
Hierbei wird das Flugzeug auf der Startbahn genau so stark beschleunigt, dass sich nur das Bugrad der C42 erhebt, das Flugzeug gleichzeitig aber noch zu langsam zum abheben ist. Die Kunst ist es dem Drehmoment des Motors entgegen zu wirken und die Turbulenzen mit Hilfe des Seitenruders auszugleichen. Wir heben also nicht ab, sondern das Flugzeug soll nur in der Mitte der Startbahn „balanciert“ werden. Diese Übung haben wir in etwa 4-5 mal wiederholt, was auch einigermaßen geklappt hat, aber nicht unbedingt einfach ist.
Danach hieß es: „Delta Sierra Sierra geht auf die Bahn 22, VFR Richtung Bielefeld.“ Der Flugplatz Bielefeld (EDLI) ist aus EDLO in etwa 10 Minuten erreicht. Es ist schon etwas anderes mal eine komplett befeuerte Piste mit PAPI und den Ausmaßen von 1256m x 20m vor einem zu sehen und letztendlich auf dieser aufzusetzen. Der schöne Jet neben der noch schöneren C42 ;)Neben einer King Air C90 parkt auch eine schöne Cessna Citation. Man munkelt, dass diese einer ansässigen Firma gehört. Das ist wirklich ein beeindruckendes und schönes Flugzeug. Unsere C42 wirkt dagegen mit ihren knapp 472,5kg MTOW eher wie ein Modellflieger. Nach einem Cappuchino ging es dann über die 29 wieder in Richtung EDLO. Dort empfand ich die Landung das erste mal „übersichtlich“ (vom Ablauf her). Anfangs war man doch sehr überfordert. Doch auch dadurch, dass wir zuvor die Platzrunde ausführlich besprochen haben, konnte ich bereits die meisten Dinge selbständig erledigen. Selbst der Anflug bis zum Shortfinal kam mir ganz gut vor. Letztendlich musste ich jedoch wieder um die Unterstützung des Fluglehrers kurz vor dem Aufsetzen bitten, da mir die turbulenten Winde in Oerlinghausen noch schwer zu schaffen machen. Aber ich denke, dass das in der 3. Flugstunde noch legitim ist.

Einmal Porta (EDVY) und zurück

verfasst am 26. Januar 2008

Am morgen sah das Wetter noch super aus. Wolkenloser Himmel und viel Sonne erhöhten die Vorfreude auf den geplanten Flug von EDLO (Oerlinghausen) nach EDVY (Porta Westfalica).
Als ich direkt nach der Arbeit am Flugplatz in Oerlinghausen ankam, hat mich mein Fluglehrer auf ein sehr ruppiges und turbulentes Wetter hingewiesen. „Wir gehen aber trotzdem hoch…“, sagte er. Er zeigte mir kurz welchen Kurs wir in etwa fliegen bzw. wie man das mit einer ICAO Karte und dem Navigation Plotter ermittelt und schon ging es los.
Vor jedem Flug steht der Vorflugcheck auf dem Programm, in welchem das Flugzeug einer Sicht- und Funktionskontrolle unterzogen wird. Ich über den WolkenDer Check war positiv, also konnten wir endlich einsteigen. Kaum eingestiegen ging es an die nächste Checkliste, denn das Flugzeug wird im Gegensatz zu einem Auto nicht einfach angemacht. Es gibt eine bestimmte Reihenfolge wie die einzelnen Schalter und Hebel zu stellen und zu prüfen sind. Nach kurzer Zeit läuft der Motor und wir rollen zur Piste 22, bedeutend besser als beim Schnupperflug. Am Haltepunkt der Startbahn vor dem Line-Up, muss wieder eine Checkliste abgearbeitet werden. Damit wird sichergestellt, dass das Flugzeug für den Start funktionstüchtig und richtig konfiguriert ist.
Und dann endlich Vollgas, Wind aus 23, also fast von vorne und schon sind wir oben. Im Steigflug drehen wir direkt nach Norden und fliegen östlich der A2 in Richtung Bielefeld, Herford und Bad Oyenhausen. Kurzzeitig stiegen wir auf 5000ft MSL und flogen über den Wolken. Das war natürlich wieder ein ganz neues Gefühl und ein grandioser Anblick. Leider mussten wir diese Höhe schnell wieder verlassen, weil es sich zuzog und somit die Sicherheit gefährdet wäre.
Einige Minuten später war Bad Oyenhausen erreicht. Wir konnten den Flugplatz bereits sehen. Es wurde mit abnehmender Höhe immer turbulenter. „Ganz schön bockig heute…“, hörte man von einem anderen Piloten über Funk. Die Landung auf Piste 23 verlief jedoch relativ problemlos (natürlich mit viel unterstützung meines Fluglehrers und mal abgesehen von teilweise heftigen Schaukelbewegungen). Man kann sich in Porta lange auf die Landung konzentrieren, weil der Anflug sehr weitläufig geflogen wird und das Final relativ lang ist. Des Weiteren gibt es dort keine Hindernisse im Shortfinal, sondern hat mehr oder weniger „freie Bahn“.
Im Restaurant kurz einen Kaffe getrunken, das Flugzeug aufgetankt und ab geht es wieder auf die Startbahn. Den Start habe ich fast alleine durchführen können, wobei mir mein Fluglehrer nach dem Flug mitteilte, dass es eher die Motorkraft als die Tragflächen gewesen sei, die uns hochzog ;) Das Wetter spitzte sich noch weiter zu und es wurde tatsächlich noch turbulenter. Wärend der Fahrtmesser etwa 150 km/h anzeigte, teilte das GPS uns eine Geschwindigkeit von ca 65 km/h über Grund mit. Wir hatten also etwa 85 km/h Gegenwind. Fast zu Hause über dem Holter Wald standen noch ein paar Überzieh-Übungen auf dem Programm. Hierbei überzieht man das Flugzeug bis zum Strömungsabriss und fängt es wieder ab.
Letztendlich kehrten wir zurück nach EDLO. Bei dieser Landung standen die Winde wirklich ungünstig und ich wäre da ohne Fluglehrer niemals runter gekommen. Ich schätze mal, dass ich an der Landung einen Anteil von ca. 10 % hatte. Aber ich denke, dass das am Anfang völlig normal ist und Übung den Meister macht.

Der Schnupperflug mit einer C42 bei 35kt Wind

verfasst am 23. Januar 2008

Der erste Flug fand also wie erwähnt unter folgenden Bedingungen statt: Wind 35kt (Böen), Regen, Wolkenuntergrenze etwa 2.400ft, Sicht vielleicht 3-5km.
Es war eigentlich ganz lustig, da ich dachte mein Fuglehrer übernimmt erstmal den Start und dann übernehme ich oben. Dem war aber nicht so. Ich bin in Schlangenlinien zur RWY22 gefahren. Das Problem: Man muss auf dem Boden mit den Füßen lenken (Seitenruder), versucht aber immerwieder mit dem Stick per Hand Querruder zu geben, da man ja in der Luft auch mit dem Querruder die Richtungsänderungen vornimmt. Daher habe ich immer erst im letzten Moment die Richtung (meist zu stark) korrigiert, wodurch ich eher zur Startbahn geeiert als gerollt bin. Naja, irgendwann bin ich dort aber heile angekommen und dann hat mein Fluglehrer einfach mal vollgas gegeben und ich musste versuchen zu starten. Das ging aber relativ zügig und viel mir nicht schwer, wobei er mich sicherlich noch viel unterstützt hat, was ich aber in der Situation nicht bemerkt habe. Auf etwa 2.200ft angekommen war es relativ turbulent. Ich habe also den Anweisungen gefolgt und meine Rollübungen durchgeführt.
Somit flogen wir einmal um den Brei über Hövelhof, Wiedenbrück, Gütersloh, Steinhagen, Bielefeld, Brackwede und leiteten letztendlich über Sennestadt unseren Landeanflug auf EDLO ein. Bei der Landung musste man auf äußerst viele Dinge acht geben, wobei mir mein Fluglehrer sicherlich noch 75%, wenn nicht 85% aller Aufgaben abgenommen hatte. Am Ende sind wir und die C42 heile wieder heruntergekommen und ich habe anschließend auch ein überaus positives Feedback bekommen. Wärend dieses Feedbacks „steckte“ er mir, dass das der Inhalt einer „ersten“ Flugstunde sei und diese sogar angerechnet würde, wenn ich mich innerhalb der nächsten 8 Tage für die Ausbildung entscheide. Mit diesem Gedanken und einer totalen überzeugung darüber den Flugschein zu machen, fuhr ich nach Hause und erzählte lauter Euphorie fast jedem von meinem ersten Flug.